Eva Phelicia's Gallery
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                                         Gedanken über das Ikonen malen:

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Ein Ikonenmaler malt nicht, sondern eigentlich -nach wörtlicher Übersetzung aus dem Griechischen - „schreibt“ er Ikonen in althergebrachter überlieferter Tradition. Seit hunderten von Jahren hat sich an dieser traditionellen Technik kaum etwas verändert. Und diese Tatsache übt in unserer heutigen schnelllebigen Zeit  dadurch auch einen besonderen Reiz aus.
Zur Herstellung einer Ikone bedarf es aber viel mehr, als nur das „Schreiben“. Es sind viele verschiedene Stadien, die eine Holztafel durchläuft, bis aus der rohen Holztafel eine fertige Ikone wird. 
     

Ich will hier einen "Werdegang" beschreiben, für diejenigen, die es interessiert, wie aus einem Holz eine Ikone entsteht:


Das Holz

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Wir sprechen bei Ikonen von „Tafeln“, die aus möglichst lange getrocknetem Vollholz (Linde, Olivenbaum, Nussbaum, Eiche, Kastanie u.a.) in besonderer Weise aufbereitet werden. Für Ikonen bis zu etwa 25X35cm  kann eine entsprechend dicke Tafel aus Vollholz verwendet werden.
Für größere Formate ist es ratsam auf der Rückseite sog. Tressen (Querstreben) einzuschieben, die ein Verziehen durch Spannungen der Tafel verhindern.
Für große Formate in Kirchen und Kapellen oder Innenräumen, in denen mit grösseren Temperaturunterschieden und/oder Feuchtigkeitsschwankungen zu rechnen ist, werden hochwertige wasserfeste Furnierplatten verwendet. In keinem Fall werden Spanplatten Verwendung finden, deren kurzlebige chemisch-zusammengesetzte „Natur“ den mühevollen Aufwand der Ikonengestaltung nicht rechtfertigen.

Eine hochwertige, lange getrocknete und geeignete Holztafel wird zunächst mit einem Holzschutzmittel behandelt um eine dauerhafte Schädlingsbekämpfung zu erzielen.
Darauf wird sie gegebenenfalls in einem dunkleren Holzton mit Kasia -einer natürlichen Beize gebeizt- um dem Gold der späteren Ikone möglichst  effektiv das „Strahlen“ zu ermöglichen.
Danach wird mit natürlich gewonnenem Leim ein Leinentuch aufgetragen, das etwaige kleine Holzrisse nochmals abfängt und nicht an die später darüber aufgemalten Schichten weitergibt.

Zum Schluß wird eine passende, stilvolle Aufhängevorrichtung an der Rückseite der Tafel angebracht.


Das Leinen

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Auf diese Leinenschicht wird in bis zu 20 Schichten ein aus Kreidepulver und Hasenleim/oder altem Eiweiss hergestellter Kreidegrund aufgetragen, der immer wieder getrocknet und abgeschliffen, in einer spiegelglatten Oberfläche endet, unserem zukünftigen Malgrund.



Die Vergoldung

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Nach Auswahl des betreffenden Motivs wird es auf unsere vorbereitete Holztafel übertragen. Alle zu vergoldenden Stellen werden entweder in Polimentvergoldung oder der meist verwendeten Öl-oder Sturmvergoldung vergoldet.

Die Polimentvergoldung ist eine althergebrachte aufwendige  und auch kostenspielige Technik, die nicht mehr viele heutzutage verarbeiten, dessen Resultat aber der Öl-oder Sturmvergoldung nicht nur optisch bei weitem überlegen ist.
Die schönsten alten Ikonen wurden in Polimentvergoldung hergestellt und können auch nach Jahrhunderten immer wieder restauriert werden. Bei der Öl-oder Sturmvergoldung ist dies nicht der Fall. Darüber hinaus ist die Polimentvergoldung handwerklich so anspruchsvoll, dass viele Ikonenmaler -sofern sie die Technik überhaupt beherrschen- die leichtere Variante der Öl-oder Sturmvergoldung vorziehen.

Beim Poliment wird auf die vorbereitete Fläche der Bolus, eine tonartige Masse, in vielen Schichten aufgebracht. Die letzte Schicht wird dann  -wie der Kreidemalgrund- geschliffen und -um eine möglichst große Verdichtung und spiegelglatte Oberfläche zu erzielen- von Hand mit einem Achatstein poliert. Damit haben wir den geeigneten Untergrund für unsere eigentliche Polimentvergoldung geschaffen. Nun verwendet man das Produkt des Goldschlägers (auch ein immer seltener werdender Handwerksberuf!), nämlich meist 23,75karätiges loses Blattgold , einen zehntausendstel Millimeter ! dünn, meist händisch geschlagen, im Format von 65X65mm, oder 85X85mm, je nach Verwendungszweck in kleinen „Büchlein“ von je 20 Stk.  Dieses Gold wird  mit einer speziellen Netze in kleinen Stellen auf die vorbereitete, polierte und gesäuberte Unterlage aufgebracht. Jeder kleinste Luftzug, ja sogar der eigene Atem kann bei diesem Arbeitsschritt fatal sein, da das Gold so leicht ist und sofort wo anders hängen bleiben würde, als vorgesehen. Hier ist auch ein wesentlicher Unterschied zur Öl-oder Sturmvergoldung, wo das Blattgold vom Goldschläger bereits auf feines Seidenpapier aufgedampft wurde und dadurch ähnlich wie ein Abziehbild auf den vorbereiteten Untergrund aufgebracht wird. Die Vorbereitung beschränkt sich hier auf eine spezielle „Isolierung“ der Kreidefläche und Aufbringung einer Mixtion, die -nach bestimmter Trocknungszeit - die Eigenschaften einer Klebefläche hat. Das aufgelegte Gold haftet daran. Meist wird diese Art der Vergoldung mit einer bestimmten Versiegelung geschützt, da sie besonders anfällig für Kratzer und andere äußere Verletzungen ist. In der orthodoxen Religion ist es üblich, dass Ikonen auch geküsst werden. Man stelle sich nur die chemische Reaktion vor, wenn modern hergestellte Lippenstifte z.B. mit der unversiegelten Goldoberfläche in Berühung kämen!
Erst nach abgeschlossener Vergoldung- erfolgt die Malerei in vielen einzelnen Schichten und streng durch Überlieferung vorgegebener Art.


Die Pigment Farben:

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Als Farben verwenden wir natürlich gewonnene Pigmente (Minerale, Erden, geriebene Muscheln u.v.a.) in Pulverform.
Nicht alle käuflichen Pigmente sind für die Ikonenmalerei geeignet. Nur deckende und lichtunempfindliche Pigmente, die vor allem mit dem unserem Malmedium Eidotter/Essig verarbeitbar sind.
Alte Ikonenmaler haben sich mit einem Minimum an Farben begnügt, meist vier oder sechs Farben, aus denen durch Mischen jede Farbnuance hergestellt werden konnte.

Das bewirkt u.a. auch, dass jede Ikone sich durch ganz leicht unterschiedliche Farbnuancen auszeichnet, wie es bei jedem in Handarbeit gefertigtem Unikat erwartet werden kann. Heutzutage stehen uns eine Vielfalt an Farben zur Verfügung, die zwar die Palette vereinfachen, trotzdem aber immer gemischt verarbeitet werden.

Die Pigmente in Pulverform werden also mit einer Mischung aus Eidotter und Essig angerührt. Erst durch diese Mischung ist gewährleistet, dass die Ikone nach abgeschlossenem Reifungsprozess der aufgetragenen Farbschichten -was, je nach Jahreszeit und entsprechender Temperatur/ Feuchtigkeit etwa ein halbes Jahr beträgt- sich in eine homogene Schicht entwickelt hat, die ähnlich Email, nach Ablauf der Trocknungsphase relativ unempfindlich auf äußere Einflüsse reagiert. Erst dann wird sie mit einem auf Bienenwachs und Harzen basierendem Firnis versiegelt.



Wir beginnen zu malen . . .

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Nachdem das gewünschte Motiv nun auf den Untergrund übertragen wurde,
werden die ersten flächendeckenden Grundfarben in mehreren Schichten aufgetragen. (griech. Proplasmos)

Der nächste Schritt besteht aus dem Anzeichnen der Linien (griech. Grapsimo)  und der lasurähnlichen Betonung der einzelnen Flächen.
Bei allen Schritten gehen wir vom „Dunkel ins Licht“, also dem dunkelsten Ton bis hin zum hellsten Ton. Dies hat natürlich -wie auch alles andere in der Ikonenmalerei und würde hier zu weit führen- auch symbolische Bedeutung.

Manchmal erfordert das Motiv die Verwendung von ganz feinen Goldlinien, die mit echtem Goldstaub, mit Ei-Essig-Bindemittel  wie die übrigen pulverförmigen Pigmente, angerührt, und mit ganz feinem Pinsel gezogen werden.

Erst wenn alle Motive fertig sind, fängt man mit dem sog. Inkarnat an. Das sind die fleischlichen Teile eines Heiligen, das Gesicht, die Hände, die Beine. Auch hier wieder hat jede einzelne Schattierung drei Arbeitsschritte, vom dunkleren Ton in den helleren. Den Abschluß bilden die aufgesetzten Lichter (Psymithies) an den dafür vorgesehenen Stellen.

Zuletzt entsteht der Mund und die Augen, die dich nach langer und mühevoller Handarbeit nun zum ersten Mal ansehen. In diesem Stadium erreicht eine Ikone für mich ein Eigenleben. Sie ist nicht mehr unter meiner Hand entstanden, sie sieht mich an, sie hört mich, sie spricht für sich.

Die nun fertiggestellte Ikone wird signiert mit Namen und Datum und wartet nun darauf, ihr endgültiges Zuhause zu finden.

                                                                                                      Eva Phelicia

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